Archiv 2020
1. Schultag in Pléneuf-Val-André
Seit einigen Jahren schon werden die ABC-Schützen in unserer Partnerstadt Pléneuf-Val-André am ersten Schultag mit einer selbstgebastelten Schultüte überrascht. Diese schöne Tradition hat, angeregt durch die Partnerschaftsvereine, ihren Weg in die Bretagne gefunden. Die dekorativ gestalteten Rohlinge aus buntem Karton werden von Mitgliedern des Comité de Jumelage zusammengeklebt und mit "Florstädter Gummibärchen" gefüllt an die Eltern der Kinder zurückgegeben.
Wir wünschen allen Schülerinnen und Schülern einen fröhlichen Start in einen neuen Lebensabschnitt. Für die Eltern hoffen wir, dass sie sich mit einem Lächeln an ihre eigene Schulzeit erinnern werden und hin und wieder mal ein Auge zudrücken.
Text: S. Zettl
Fotos: privat
Impressionen aus der Corona-Zeit in Florstadt
….CORONA… hat die Welt verändert, hat uns verändert, hat uns ausgebremst und schränkt uns ein. Ein kleines Teilchen, das dann doch so viel Macht über die Menschen erlangt hat. In allen Partnerstädten teilen wir das gleiche Schicksal, das erste Mal wieder seit vielen Jahrzehnten, viele von uns haben das gar nicht erlebt….Geteiltes Leid ist halbes Leid…. man rückt näher zusammen, emotional nur, weil physisch nicht erlaubt ist. Jeder macht auf seine ganz eigene Art irgendwie das Beste aus seiner ihm auferlegten Situation.
Die hin und wieder „verteufelten“ modernen Medien kommen uns hier zur Hilfe. Whatsapp, SMS, Skype, Videokonferenz… wir können uns sehen und hören über viele Kilometer hinweg. Wir entdecken Neigungen in uns, die entweder verschüttet waren, für die vorher keine Zeit war, oder wir probieren einfach Neues, gerade weil jetzt Zeit dafür übrig ist. Wir holen Versäumtes nach und haben jetzt Ruhe, die Dinge zu erledigen. Die Zeit, die jetzt plötzlich frei ist, weil kein Vereinsleben, keine Verpflichtungen und keine sozialen Kontakte mehr erlaubt sind, ist wirklich „Freizeit“. Am Anfang fremd, irgendwie eine Leere, die Abende ohne Termine, haben wir aber schnell gemerkt, dass es gut tut, sich zu entschleunigen.
Der Garten, der vorher eher Arbeit für uns war, den sehen wir heute ganz anders. Er ist zur Wohlfühloase geworden. Ohne Eintrittsticket für den Wellnessbereich zu lösen und ohne Menschen um uns herum, die wir nicht kennen.Wir sind phantasievoller und kreativer geworden, können plötzlich improvisieren, weil Dieses und Jenes auf dem Markt nicht zur Verfügung steht. Wir improvisieren Zuhause und gestalten unseren Büroalltag neu… Homeoffice im Wohnzimmer mit den Kindern. Ganz neue Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Büro und Kinder in einem Raum. Wir unterrichten unsere Kinder….. lange her der Dreisatz und Englischvokabeln, Prozentformeln und Erdkunde…. Wir entdecken ganz neue Seiten an unseren Lieben, eben weil wir viel intensiver Zeit miteinander verbringen / verbringen müssen.
Wir vermissen unsere Familie, besonders die Lebensfreude, die uns unsere Enkel ins Haus bringen, den persönlichen Austausch und das Berühren, das Gefühl von Nähe, Miteinander und Geselligkeit, den Austausch mit den Kollegen. Uns fehlt die soziale Komponente unseres Lebens. Wir sind sensibler geworden, schauen über den Zaun zum Nachbarn, bieten unsere Hilfe an und unterstützen diejenigen, die die schwächsten Glieder in unserer Gesellschaft sind. Wir pflegen also doch weiterhin unsere sozialen Kontakte, nur eben anders!
Aber… man muss von zwei Seiten in das Glas hineinschauen…..Jeder von uns hat auch unbehagliche Gefühle, Sorgen, unbeantwortete Fragen…Bleiben meine Lieben und ich gesund? Wie wird die Zeit nach Corona? Verliere ich meine Arbeitsstelle? Kann ich meine Arbeitnehmer bezahlen, oder muss ich sie entlassen? Wie komme ich aus der finanziellen Schieflage heraus? Kann ich das, was ich mir viele Jahre lang mühevoll aufgebaut habe, meine Existenz, hinüber retten in die Zeit danach? Was zähle ich, als kleiner Teil des großen Ganzen? Gewinnen nur die „global player“ oder habe ich auch eine Chance? Vorher unabhängig, jetzt bin ich abhängig von der Unterstützung des Staates. Angst, angsteinflößende Horrornachrichten, Panikmache, Unsicherheit…mit der Unwissenheit der Hörer spielend…. die Macht der Medien und die Macht der Tagesschlagzeilen. Wer über Wochen nur negative Schlagzeilen liest und hört, der verliert das positive Lebensgefühl und die Zuversicht. Wer Angst hat, denkt nicht mehr selbst, ist lenkbar… Respekt ja, aber Angst sollten/brauchen wir keine zu haben. Viele von uns fühlen sich sicher hier, nicht mit allem einverstanden, aber doch sicher.
Jede Situation stellt uns vor Herausforderungen, die es zu meistern gilt, die uns wachsen lässt.
Lasst uns den Blick für das Schöne, gerade im Frühling, erhalten und lasst uns das Leben nicht von den Panikmachern verderben…..
Text: S. ZettlFotos: privat
Gedanken aus Pléneuf-Val-André
Auch bei uns nehmen die Mitglieder des Partnerschaftsvereins die Zeit der Corona Pandemie unterschiedlich wahr….Jeder muss seinen Schmerz mit Geduld ertragen und sich vor allem an die Anweisungen halten. Unsere Erde ist schön, manchmal reicht es, sich die Zeit zu nehmen, sie zu betrachten…die Farben der Blumen im Garten helfen der Seele! Neben der Gartenarbeit, kleinen Basteleien, dem Kochen, der Fotografie und Mandalas werden die Deutschbücher und Vokabelhefte herausgeholt – damit das Gelernte nicht verloren geht…Einige Mitglieder sind aktiv geworden und unterstützen ehrenamtlich die Bedürftigen in Pléneuf, indem sie Essenspakete zu ihnen bringen, da diese nicht mehr mit dem Minibus zum Centre des Restos du Coeur nach Lamballe (wie bei uns die „Tafel“) fahren können. Viele von ihnen konnten aus finanziellen Gründen keine Lebensmittelvorräte anlegen, man kann sich ihre Erleichterung vorstellen…
Man ist ungeduldig, alle Freunde und Freundinnen wiederzusehen, es fällt sehr schwer, niemanden treffen zu können. Der Garten, kleine Spaziergänge auf den Wegen zwischen den Feldern – das sind die Beschäftigungen in dieser ziemlich traurigen Zeit, wo man kaum jemanden sieht….Wir müssen zusammenhalten, uns gegenseitig unterstützen, in dieser unerwarteten, unvorhersehbaren und noch nie dagewesenen aktuellen Situation. Wir sind guter Dinge, süchtig nach Treffen und Austausch; das echte Leben wiederfinden, mit den Werten, die wir schon immer innerhalb des Partnerschaftsvereins gelebt haben. Wir dürfen uns nicht beklagen, denn für uns, die wir einen Garten haben, ist die Ausgangssperre relativ einfach. Aber es gibt auch andere Gedanken: manche fühlen sich wie im Gefängnis, nur ohne Gitterstäbe.
Lasst uns zuversichtlich bleiben. Bald werden wir das Licht am Ende des Tunnels sehen. Und: natürlich fehlen die Treffen mit den Kindern und Enkeln…aber Whatsapp und Telefon helfen, wenn es nicht anders geht.
Wir schicken Euch herzliche Grüße aus Pléneuf-Val-André, und vor allem – bleibt gesund!
Text: JF Hilt und viele andere
Übersetzt: A. Arndt
Leben mit Corona in Staden / West-Flandern / Belgien
Coronavirus Covid19, so klein, aber so tödlich. Es kam ein Anruf von unseren Freunden in Hessen, mit einer beunruhigenden Nachricht, unsere liebe Freundin wurde mit Corona ins Krankenhaus eingeliefert. In dem Moment weiß man gar nicht, was man sagen soll, und mit der Sprache ist es schwierig, die richtigen Wörter zu finden. Die Tage vergehen und man wartet jeden Moment auf positive Nachrichten. Bis die Nachricht von ihrem Tod eintrifft...in diesem Moment kann man nicht beschreiben, was einem durch den Kopf geht.
Aufgrund der Corona-Maßnahmen kannst du nicht Vorort sein und musst alles aus der Ferne erleben. Bei der Beerdigung war auch alles begrenzt, und auch hier in Belgien kann man alles nur mit einem Foto und einer Kerze erleben. Es ist unglaublich, dass wir uns auf diese Weise von einem lieben Menschen verabschieden müssen. Aber wir versuchen, positiv zu bleiben und die schönen Erinnerungen zu bewahren.
Hier in Staden erleben wir jeden Abend um 20 Uhr Corona mit unserer gesamten Charles-Ampe-Straat, indem wir unsere Ärzte und Pfleger durch Applaus unterstützen. Zu den Kindern und Enkeln haben wir Kontakt über soziale Medien. Auch in diesen schwierigen Zeiten sind die Kontakte zu den Freunden aus Staden (D) und Florstadt sehr erfreulich. Das geplante Camp, obwohl schon seit zwei Jahren in Planung, mit der Chiro-Jugend Staden (B) in Staden-Florstadt, wird im Juli nicht stattfinden, aus bekanntem Grund. Hier in Belgien gibt es viele Todesfälle und Aufnahmen im Krankenhaus. Aber das Schlimmste ist anscheinend jetzt vorbei. Die Mehrheit hält sich an die Maßnahmen. Die nächste Herausforderung werden die Gesichtsmasken sein, wenn der Lockdown wieder aufgehoben wird. Die nationale Regierung ist nicht in der Lage, allen rechtzeitig eine Maske zu besorgen. Aber die Gemeinde Staden hilft aus und wird jedem Bewohner fünf Mundmasken zur Verfügung stellen. Jeder hier näht auch zu Hause seine eigenen Masken.
Es wird eine Herausforderung sein, danach das wirtschaftliche und soziale Leben schrittweise wieder in Gang zu bringen. Wir bleiben positiv, aber sehr vorsichtig, auch, weil wir zur Risikogruppe gehören.
Liebe Grüße aus Staden Belgien an all unsere Freunde in Deutschland. Bleibt bitte alle gesund.
Text: Frans Bruneel u. viele andere
Übersetzt: F. Saelens /A. Arndt
Leben mit Corona in Izbicko/Polen
Die gegenwärtige Pandemiesituation ist sicherlich sehr stressig. Man muss sich damit befassen, beraten und sich an die neuen Bedingungen anpassen. Ein positiver Aspekt ist, dass man mehr Zeit für seine Interessen und Leidenschaften hatte, für die sonst nie Zeit übrig war. Auch die Familien hatten mehr Zeit für sich selbst. Aber wir vermissen die Treffen mit unserer erweiterten Familie und unseren Freunden.
Natürlich machen wir uns Sorgen um die Gesundheit unserer Lieben, insbesondere der älteren Menschen mit verschiedenen anderen Krankheiten. Wir versuchen, diese Menschen isoliert zu halten.
Wir sprechen mit Familie und Freunden auf Skype, bei der Arbeit organisieren wir Videokonferenzen. Es gibt auch verstärkte Kommunikation über Whatsapp.
Es ist ermutigend zu sehen, dass wir bereits beginnen, wieder zur Normalität zurückzukehren, mehr und mehr können wir uns treffen. Vor allem für Kinder aus Kindergärten und Schulen, die ihre Freunde bereits sehr lange vermissen. Die Bewohner haben gelernt, dass viele Dinge über das Internet und über das Telefon erledigt werden können und sie sind bereit, diese Gelegenheit zu nutzen. In dieser schwierigen Zeit hatten wir mehr Zeit zum Nachdenken, denn es herrschte Stille. In unserer kleinen Gemeinde war es sehr ruhig.
Wir mussten viele Treffen absagen, aber im Juni machen wir einen IZBIC RUN. Dies ist ein virtueller Lauf. Das bedeutet, jeder läuft für sich alleine. Alle gesammelten Gelder werden für die Rehabilitation verwendet - für eine Wohngemeinschaft junger Behinderter. Die gegenwärtige Situation ist eine Herausforderung für alle. Es ist sehr schwierig, die Kontakte mit anderen Menschen zu begrenzen.
Das große Plus ist sicherlich, dass man viel Zeit mit der Familie verbracht hat. Da die Kinder nicht zur Schule gehen, bleiben viele zu Hause. Die große Kehrseite der Medaille ist, dass die Kinder Hausaufgaben erledigen müssen. So verbringt man viel Zeit damit, ihnen zu helfen, obwohl es noch andere Verantwortlichkeiten gibt. Der Kontakt zu den Freunden ist sehr reduziert, und obwohl die Regierung die Grenzen langsam öffnet und Einschränkungen löst, bleibt man trotzdem weiterhin vorsichtig. Man verbringt auch viel Zeit im eigenen Hinterhof, beginnt, den Zaun zu renovieren, die Tore zu streichen usw. Die Geschäftsreisen werden beschränkt, für die älteren Menschen wird eingekauft. Wir sind froh, dass das Wetter besser wird, es gibt viel Sonnenschein, was das positive Denken fördert. Bald kehren wir hoffentlich wieder zur Normalität zurück. Aber es gibt auch einige Menschen, für die sich in letzter Zeit nicht so viel verändert hat, obwohl sie die kostenlose Nutzung von Schwimmbädern, Turnhallen und Spielplätzen sehr vermissen. Die Angst davor, infiziert zu werden, und sich in einer Menschenmenge zu befinden, ist groß. Aber wenn man auf dem Land lebt, inmitten von Feldern, Wäldern und Wiesen, kann man den Kindern und dem Hund freien Lauf lassen. Die Zeit mit den Kindern und die Nähe der Familie ermutigt mich.
Text: Brigida Pytel u.a.